Nur eine kleine Sache

07.12.2023Text: NICOLE AMACHER

NICOLE AMACHER

NICOLE AMACHER, Co-Geschäftsleiterin Verein Surprise

Ein aromatischer Tee, ein schöner Spruch, etwas zum Spielen oder das klassische «Schöggeli» mit Weihnachtsmotiv: Viele haben heute früh ein Kartontürchen oder ein kleines Säckchen geöffnet, neugierig den Inhalt entnommen und sich darüber gefreut. Womit es offiziell ist: Der Advent ist da, das Warten auf Weihnachten hat begonnen. Aber was bedeutet diese besondere Zeit eigentlich, für uns alle und natürlich insbesondere für Menschen, die von Armut und sozialer Ausgrenzung betroffen sind?

Vorweihnachtliche Stimmung sieht im Idealfall so aus: Man besorgt in geschäftigen Einkaufsmeilen die Geschenke, über die sich die Liebs­ten hoffentlich freuen werden; man macht es sich gemeinsam auf dem Sofa gemütlich und macht ein Spiel oder schaut einen spannenden Film; oder man beobachtet dick eingepackt auf einem Winterspazier­gang die letzten Blätter beim Purzeln. So sähe sie aus, die schöne Zeit voller Vorfreude auf die Feierlichkeiten rund um die Weihnachtstage – natürlich ist es manchmal etwas hektisch, aber das Schöne überwiegt.

Leider sieht die Realität vor allem für armutsbetroffene und sozial ausgegrenzte Menschen anders aus. Das Geld reicht kaum für den täg­lichen Bedarf und ganz sicher nicht für den Kauf von Geschenken – insbesondere, da nun schon das zweite Jahr in Folge die Lebenskosten stark gestiegen sind, etwa durch Mieterhöhungen und teurere Krankenkassenprämien. Wer Familie tausende Kilometer entfernt in einem Krisengebiet hat, kann sich nicht entspannt zurücklehnen. Selbst der Winterspaziergang kommt nicht für alle Menschen infrage, und wessen Gesundheit diesen nicht zulässt, sitzt in der dunklen Jah­reszeit womöglich oft einsam zuhause. Der Advent ist deshalb auch eine besonders herausfordernde Zeit des Jahres, in der der Unterschied zwischen «dazugehören» und «nicht teilha­ben» nochmals deutlicher wird.

Die Zeit vor Weihnachten ist es aber auch, in der ausser­gewöhnlich viele Menschen Solidarität zeigen: Mit freiwilligen Arbeitseinsätzen, grösseren oder kleineren Spenden oder ein­ fach ein paar netten Worten. Viele denken an ihre weniger privilegier­ten Mitmenschen und helfen, wo sie können. Das spüren auch wir bei Surprise jedes Jahr. Im Advent freuen sich unsere Verkäufer*innen über einen besonders erfolgreichen Heftverkauf und für den Verein ist es die spendenintensivste Zeit. Das haben wir Ihnen zu verdanken, liebe Leser*innen und Spender*innen!

Ohne Ihre Unterstützung wäre es uns nicht möglich, nun schon 25 Jahre lang unserer Arbeit für und mit armutsbetroffenen und sozial ausgegrenzten Menschen nachzugehen. Neben der Produktion und dem Verkauf des Strassenmagazins gehören dazu die Sozialen Stadt­rundgänge in Bern, Basel und Zürich, die Strassenfussball­-Liga und der Strassenchor. Surprise betreibt zudem das Solidaritätsnetzwerk Café Surprise, das über geschenkte Getränke auch Menschen mit we­nig Geld den Aufenthalt in Cafés gestattet und auf diese Weise Begeg­nungen möglich macht. Alle unsere Angebote werden sozialarbeiterisch begleitet und die Teilnehmer*innen nachhaltig in ihren Lebenssitua­tionen unterstützt. Dies wäre ohne Ihre Grosszügigkeit und Solidari­tät nicht möglich – und dafür danken wir Ihnen ganz herzlich.

Wir wünschen Ihnen und der gesamten Surprise­Familie eine ge­ruhsame Adventszeit mit schönen Momenten und voller Solidarität und Zuversicht – so wie es den Kindern in den Bilderbüchern erzählt wird. Und zwar ganz gleich, woher Sie kommen, wie viel Sie haben, was Sie können oder woran Sie glauben.

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