Lebensenergie

27.12.2023Text: TSIGE BEYENE, Illustration: Katrin von Niederhäusern

TSIGE BEYENE

TSIGE BEYENE verkauft Surprise in Zürich am Limmatplatz und an der Europaallee.

Als mein zweites Kind zur Welt kam und das erste noch sehr klein war, hatten wir zuhause nichts zu essen. Mein Mann war krank und konnte nicht arbeiten gehen. Meine Tochter hatte oft Hunger und fragte nach Essen. Eine Nachbarin hat ihr jeweils zu essen gegeben, ich konnte uns nichts kaufen. Meine Nachbarin hat mich gefragt, was ich nun tun wolle. Ich sagte, ich wisse nicht, was tun, und hätte nichts mehr zu essen. Ich war ratlos. Sie hat mich schliesslich auf verschiedene soziale Anlaufstellen aufmerksam gemacht, auf Vereine und das Rote Kreuz. Sie sagte mir, dass diese mir weiterhelfen könnten, und hat mir den Weg gezeigt. Ich habe dort das sogenannte Fafa bekommen, ein Kilo, und verschiedene andere Lebensmittel.

Fafa ist eine Art grobes Mehl aus verschiedenen Getreiden, Mais, Hirse, Erbsen, das man zu Brei anrührt. Das hat meine Kinder gerettet, das hat mein Leben gerettet. Ich werde diesen Moment nie vergessen, als mir meine Nachbarin den Weg dorthin gezeigt hat, wo man sich in der Not Hilfe holen kann. Sie wird für mich immer eine wichtige Person bleiben.

In Eritrea gibt man Menschen in Notsituation meistens Fafa. Oder man verabreicht es, wenn jemand krank ist und keinen Appetit mehr hat. Fafa ist nahrhaft und gibt Energie.

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