Hyänen

28.12.2023Text: GENET WELDU, Illustration: KATRIN VON NIEDERHÄUSERN

GENET WELDU

GENET WELDU verkauft Surprise in Zürich an der Saatlenstrasse und am Bahnhof Oerlikon.

Dies ist eine wahre Geschichte, an die ich heute noch oft denke: Früher in Eritrea habe ich auf dem Feld gearbeitet. Damals musste ich die Baumwollfelder wässern, und das musste man nachts tun. Ich nahm meinen 13-jährigen Sohn mit, weil ich jemanden bei mir haben wollte, der mich begleitet. Einen Esel haben wir auch mitgenommen. Wir gingen um 20 Uhr hin und blieben bis 2 Uhr morgens. Ich habe gearbeitet, und mein Kind hat geschlafen. Ich habe meinen Sohn immer mitgenommen, wenn ich den Ort wechseln musste, um den Pflanzen in einer anderen Ecke Wasser zu geben. Wir wanderten so von einer Seite des Feldes zur nächsten.

Dann sind Hyänen in der Nähe aufgetaucht. Ich habe sie nicht gesehen, nur ihre Rufe gehört. Hyänen sehen aus wie Hunde, aber es sind Raubtiere, die nachts auf Jagd gehen. Ich bekam Angst und weckte meinen Sohn. Ich wollte so schnell wie möglich nach Hause, die Situation war lebensgefährlich. Wir haben das Feld also verlassen und eilten einen Weg entlang, der von vielen kleinen Bäumen gesäumt war, wie es sie in Eritrea oft gibt. Zwischen diesen Bäumen auf unserem Weg hörten wir die Rufe der Hyänen.

Diese Situation hat sich in mein Gedächtnis eingebrannt, und meinem Sohn geht es genauso. Immer, wenn wir wieder diese Bäume sehen, denken wir: Jetzt kommen die Hyänen! Der Schreck steckt uns immer noch in den Knochen, obwohl wir die Tiere nur gehört haben. Trotzdem arbeite ich nach wie vor sehr gerne auf dem Feld und baue auch gerne Gemüse an.

Die Baumwolle von damals ist gut gewachsen. Ich habe nach dieser Nacht, in den Monaten vom August bis November, 600 Kilogramm Baumwolle geerntet.

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