Skip to main content
Moumouni ...
... trifft Verschwörer

Zu Trump hat ja jetzt schon wirklich jeder und jede was gesagt.

Die einen sind überrascht, die anderen sind es nicht.

Die einen sind der Meinung, Hillary wäre die bessere Wahl gewesen,

die anderen sind sich da nicht so sicher.

Die einen sind betroffen,

die anderen sind gleichgültig. 

Die einen können seit der Wahl nicht mehr schlafen,

die anderen sagen, das Leben gehe weiter. 

Die einen warten nur auf den Tag, an dem Trump aus Versehen oder zumindest fahrlässig «den Knopf» drückt,

die anderen glauben, eine Legislaturperiode tue den USA und der Welt vielleicht doch noch irgendwie gut. 

Die einen warten auf die Revolution,

die anderen sind schon auf der Strasse und schrauben an irgendeinem Stromversorgungskasten herum. 

Ich? Ich bin ein wenig überrascht, dass Trump jetzt tatsächlich Präsident der USA wird, aber irgendwie auch nicht. Passt doch irgendwie zur Zeit. 

Ich glaube, Clinton wäre das kleinere sehr grosse Übel gewesen. Ich fühle mich betroffen: Als Muslima und Schwarze fühle ich mich generell bedroht von Rassisten, die politische Macht bekommen. Gleichzeitig, naja, bin ich sicher nicht auf dieselbe Art betroffen wie eine in den USA lebende Schwarze, Mexikanerin oder Muslima. Ich schlafe generell gut und muss ausserdem auch eine Arbeit für die Uni schreiben, deshalb: Das Leben geht weiter. Trump wird noch einige dumme und schlimme Dinge sagen und tun. Davon, den Knopf zu drücken, der die Atombombe auslöst, werden ihn seine Berater_innen ja wohl hoffentlich abhalten. Wahrscheinlich findet es aber auch Trump selbst nicht so schlau, eine Atombombe zu zünden ... 

Ich warte derweil auf die Revolution, habe aber den letzten Strassenblockadenbau-Workshop verpasst. Dafür habe ich letztens das erste Mal einen waschechten Verschwörungstheoretiker getroffen: ein eigentlich ziemlich sympathischer Mann mittleren Alters, der das antirassistische Humorfestival in der Roten Fabrik besuchte. Nachdem er mehrere komische Äusserungen zugunsten der deutschen Reichsbürgerbewegung von sich gab, fragte ich ihn fasziniert, was er von Chemtrails halte. Er antwortete: «Nai, nai, das gits nöd – aber Konzentrationslager, diä häts au niä gäh!» Einen echten Holocaustleugner hatte ich da vor mir! Einer, der ohne Hemmungen, ohne Scham und vor allem ohne Zweifel erzählte, den Holocaust habe es nicht gegeben. Seine Quellen waren «echte» Youtube-Videos und «sogar» Wikipedia-Artikel. Ich muss zugeben: Es hat mich schon auch ein bisschen beeindruckt. Genauso, wie ich mir auch Trumps TV- Duelle – leicht angewidert, aber eben auch ein wenig amüsiert – angesehen hatte. 

Der Verschwörungstheoretiker hatte Angst. Und er war schlecht informiert. Und er war nicht imstande, die Quellen zu überprüfen, die er heranzog. Die Inputs aus dem antirassistischen Humorfestival hat er auf die gleiche Weise aufgesogen wie irgendwelche Verschwörungstheorien. Mit mir wollte er einfach über das Programm des Festivals diskutieren. Und darüber, ob es den Holocaust gegeben hatte oder nicht. Dabei hat er vergessen, dass es Dinge gibt, die nicht verhandelbar sind. Und damit ist er leider weder hier noch im Land der Freiheit allein.