Ich würde gerne die Mutter des deutschen Bundesinnenministers Horst Seehofer beleidigen. Wenn diese wirklich nur die Kunst gur wäre, von der man im BattleRap immer redet, dann würde ich das tun. «Seehofers Mutter ist soooo fett ..., ihre Blutgruppe ist Nutella», das würde ich sagen, das ist mein Lieblings-Deine-MutterWitz. Mit Seehofers echter Mutter müsste man wohl eher ein ernstes Wörtchen reden, darüber, ob sie ihm die Ohren lang ziehen könnte zum Beispiel, oder ob sie ihn nicht einfach unter Hausarrest stellen wolle. Aber damit würde man ihr eine ganz schöne Verantwortung auferlegen, eigentlich sollte sich ja die Demokratie um Politiker wie Seehofer kümmern. Unerhört, was der so an unhaltbaren Aussagen gebiert. Wenn Seehofer in Reaktion auf die Nazimobs in Chemnitz ndet, die Mutter aller Probleme sei die Migration, dann möchte ich, die Regeln der Mutterwitze befolgend, sagen: «Deine Mutter ist die Mutter aller Probleme!» Das wäre natürlich gar nicht wahr, aber so verhält es sich auch mit der Aussage, Migration sei die Mutter der prü-gelnden Neonazimeute, die durch Chemnitz zog. Denn das Problem ist, dass prügelnde Neonazis in Deutschland herummarschieren. Und die Mutter dieses Problems ist nicht die Migration, sondern dass es in Deutschland prügelnde Neonazis gibt, die in letzter Zeit immer selbstbewusster auftreten.
Ich möchte auch Roger Köppel beleidigen. Nicht als Mutter aller Probleme, nein: «Alle Probleme» sind schliesslich eine ziemlich komplexe Angelegenheit. Vielleicht als «Mutter aller schlechten Ausreden». Köppel war an dem Wochenende, an dem Hitlergruss zeigende und rassistische Parolen singende sogenannte besorgte Bürger gegen sogenannte Ausländer demonstrierten, ebenfalls in Chemnitz. Auf Fotos sieht man den SVP-Nationalrat mit Anhängern der militanten Neonaziszene. In einem Interview mit 20 Minuten sagt er, er sei nur als Journalist da gewesen, das Thema sei schliesslich interessant und relevant. Das ist es sicher, vor allem für den Chefredaktor eines rechten Blatts. Ausserdem meinte er: «Die überwiegende Mehrheit waren ganz normale Menschen, die gegen die Asylkriminalität und die abgehobene Politik in Berlin demonstrierten.» Roger Köppel, die Mutter aller Beschönigung von Neonazidemos! Wenn auf einer Demonstration Leute mitlaufen, die Menschen verprügeln, weil sie diese für Ausländer halten, dann weiss ich nicht, was die «normalen Menschen» da noch suchen, ausser sie wollen die Gewalt verhindern. Aber das haben sie nicht gemacht, diese normalen Menschen mit ihren normalen Müttern auf dieser interessanten und relevanten Demo gegen die nicht normalen Menschen.
Und von wegen Ausländer und «kriminelle Asylanten»: Es wurden offenbar auch Deutsche verprügelt, die nicht deutsch genug aussahen, vielleicht weil ihre Mütter oder Grossmütter nicht deutsch waren, aber tut das was zur Sache? Vielleicht doch nicht immer die Mutter ins Spiel bringen. Das ist weder als Beleidigungsmotiv noch als ausgelutschte Metapher des Ursprungs angebracht. Statt zu sagen, Migration sei die Mutter aller Probleme, könnte man auch einfach sagen: Die prügelnden Nazis in Chemnitz sind ein Problem. Statt Seehofers Mutter zu beleidigen, könnte man einfach Horst und Roger abwählen. Mutter-Witze sind nämlich sexistisch. Und Seehofers Zitat eine Beleidigung für die Mutter als Metapher des Ursprungs und der Weisheit.