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Koordination Heftverkauf & Soziale Arbeit

Rekordverkauf trotz Krise

Der gute Jahresabschluss des Vereins ist zu einem Teil dem sehr erfolgreichen Strassenverkauf zuzuschreiben – trotz Pandemie. In der Sozialen Arbeit zeigte sich aber, dass das zweite Pandemiejahr für die Verkäufer*innen schwieriger zu bewältigen war.

Besuch bei der Redaktion des Strassenzeitung «zebra.» in Brixen, Italien.

Die Corona-Krise hatte 2021 erneut tiefgreifende Folgen für armutsbetroffene Menschen: Es wurde offensichtlich, dass für viele Verkäufer*innen das zweite Pandemiejahr trotz Mehreinnahmen schwieriger zu bewältigen war, da alle Reserven aufgebracht waren. Die gemeinsamen Anlässe mit den Verkäufer*innen und die familiäre Gemütlichkeit in unseren Räumlichkeiten, die die Koordination Strassenverkauf & Soziale Arbeit (KoSA)* seit Jahren pflegt, fielen weg. Die ständig wechselnden behördlichen Auflagen und die damit verbundene Planungsunsicherheit ermüdeten das Team und die Verkäufer*innen gleichermassen. Neue Verkäufer*innen konnten unter diesen Umständen kaum adäquat eingebettet werden. Mit einer zusätzlichen Portion Optimismus und Flexibilität wurden aber auch diese Herausforderungen angegangen.

Im Dezember 2021 wurden über 65'000 Strassenmagazine verkauft – ein toller Erfolg für die Verkäufer*innen und Surprise.

Für die Strassenverkäufer*innen hatte die durchgehende Öffnung aller Läden eine Verbesserung der Verkaufssituation gegenüber dem Vorjahr zur Folge. Die Einnahmen aus dem Heftverkauf konnten trotz Corona-Massnahmen nicht nur gegenüber 2020, sondern auch gegenüber dem Jahr 2019 deutlich gesteigert werden. Verkäufer*innen ohne staatliche Hilfe wurden von Surprise z.T. weiterhin mit Lohnersatzzahlungen unterstützt, bei anderen sprang der interne Corona-Notfallfonds in die Bresche. Auch in unserem Begleitprogramm SurPlus reagierten wir auf die Krise: 2021 erhöhten wir die Anzahl der SurPlus-Teilnehmer*innen von 16 auf 21 Verkäufer*innen. Weiterhin bieten wir acht Chancenarbeitsplätze an.

Surprise auf dem Weihnachtsmarkt in Bern.

Warteliste für Verkaufsplätze

Die Sozialberatung wurde auch im zweiten Pandemie-Jahr intensiv genutzt, obwohl viele Sozialberatungen telefonisch und an festen Terminen durchgeführt wurden. Die KoSA verzeichnen immer mehr Menschen, die sich für den Verkauf interessieren. Da gute Verkaufsplätze rar und beliebt sind, mussten Wartelisten eingeführt werden. Das System für die Vergabe von Standplätzen wurde effizienter gestaltet, was zu einer Abnahme der Beschwerden von Verkäufer*innen führte.

Die KoSA-Teams zu Besuch im Südtirol.

Ein Höhepunkt für alle KoSA-Mitarbeiter*innen war 2021 die gemeinsame Reise nach Italien und der Besuch des Strassenmagazins «zebra.» im Südtirol. Auch in technischer Hinsicht gab es 2021 zwei Highlights: einerseits wurde im zweiten Halbjahr zuerst in Zürich, dann auch in Basel und Bern ein Pilotprojekt für die bargeldlose Bezahlung mit Twint aufgegleist (siehe Bereich Marketing, Fundraising & Kommunikation). Noch wird diese Dienstleistung von den Verkäufer*innen erst zögerlich genutzt. Andererseits findet die Eingabe der verkauften Hefte an der Theke in Basel nun mittels iPad statt, das direkt mit der Datenbank verbunden ist. Das System hat sich nach Anfangsschwierigkeiten gut etabliert und wird 2022 auf alle Regionalstellen ausgeweitet.

Neues Frauenprojekt in Basel

Die KoSA Basel lancierte das Projekt «frauen@surprise», das sich ausschliesslich an Frauen bei Surprise – Strassenverkäuferinnen, Chorsängerinnen, Fussballerinnen und Stadtführerinnen – richtet. Die Kurs-Reihe hat zum Ziel, die Frauen sichtbarer zu machen, sie in ihrer Entwicklung zu fördern und aus der sozialen Isolation zu holen. Die Teilnehmerinnen – viele mit Migrationshintergrund – bauen so ein soziales Netzwerk auch ausserhalb der Familie auf und lernen im Austausch mit Fachpersonen und Peers Alltagsschwierigkeiten zu bewältigen und ihre Selbstwirksamkeit zu fördern. Das Projekt startete mit einer Frauenarmuts-Tour und einem ersten Workshop zum Thema «Frauengesundheit» mit einer externen Fachfrau.

In Basel konnte immerhin eine Verkaufsschulung mit 15 Teilnehmer*innen und ein Sommergrillfest im Wald stattfinden. Zu den Schwerpunkten im neuen Jahr zählt die Erweiterung der Aussenstelle Aarau, die weitere Einbindung und das Empowerment der Verkäufer*innen sowie die Frauenförderung.

Die Teilnehmerinnen des neuen Projekts «frauen@surprise» besuchten eine Frauenarmutstour mit Danica Graf in Basel.

Bei jedem Wetter im Einsatz: Die Surprise-Verkaufer*innen – hier in Zürich – hatten im Januar mit dem Schnee zu kämpfen.

Ein Ausflug als Wendepunkt

In Zürich beschäftigte neben der Pandemie auch die Gesundheit einzelner Verkäufer*innen. Ein grosser Schock für alle war der gesundheitliche Ausfall des langjährigen Verkäufers und Stadtführers Peter Conrath, der sich oft in unseren Räumlichkeiten aufhielt.

Höhepunkt für die KoSA Zürich war der gemeinsame Ausflug mit Verkäufer*innen in den Zoo Zürich – ein Wendepunkt nach Monaten pandemiebedingter Kontaktbeschränkungen.

Ein symbolischer Neustart nach den Kontaktbeschränkungen: der Besuch in den Zoo mit Zürcher Verkäufer*innen.

Im Frühling 2021 wurde in Zürich erstmals für vier Monate eine Praktikantin anstelle eines Zivildienstleistenden angestellt. Dies war eine gute Erfahrung für alle Beteiligten. Positiv war, dass auch Mitarbeiter*innen aus anderen Städten und Bereichen aber auch einzelne Verkäufer*innen bei Engpässen aushalfen.

Entspanntere zweite Jahreshälfte

Auch in Bern konnte ein Anstieg der Beratungen verzeichnet werden. Insbesondere beschäftigten Fragen im Zusammenhang mit Corona-Lohnersatzzahlungen von Verkäufer*innen mit mehreren Arbeitgeber*innen, Anfragen für Zahlungen aus dem Corona Notfallfonds sowie Stiftungsanfragen das Team.

In der zweiten Jahreshälfte entspannte sich die Corona-Situation spürbar. Der Weihnachtsapéro mit Verkäufer*innen im Dezember konnte in Bern erfreulicherweise draussen durchgeführt werden und war ein wunderbarer Abschluss eines ereignisreichen Jahres.

Weihnachtsvorbereitungen in der Regionalstelle Bern.

Zahlen und Fakten

  • 2021 wurden 536’564 Hefte verkauft, das sind fast 100’000 mehr als im ersten Corona-Jahr und sogar 23’000 mehr als 2019.
  • 459 Verkäufer*innen erwirtschafteten ein Einkommen von 1,6 Millionen Franken.
  • Zusätzlich wurde von Surprise CHF 36’160 aus dem Corona-Fonds an einzelne Verkäufer*innen ausbezahlt.
  • Die Anzahl Beratungsstunden haben im zweiten Corona-Jahr etwas abgenommen und belaufen sich noch auf rund 1000 Stunden.

* Der Bereich hiess vorher «Vertrieb und Beratung»