Nadine

Nadine Gartmann (52) macht das Singen im Surprise Strassenchor happy. Sie lebt mit Schwester, Mutter und Haustieren in einem eigenen Haus und möchte gerne wieder einmal nach Griechenland in die Ferien fahren.

«Der Subprise-Chor ist für mich wie eine zweite Familie. Wir sind zehn, zwölf Leute, die sich einmal die Woche in einer Musikschule beim Basler Aeschenplatz treffen. Sie sind alle nett und lieb, deshalb hat es mir von Anfang an gut gefallen. Singen macht mir Spass, und ich finde es schön, Lieder aus den unterschiedlichsten Kulturen einzuüben und vorzusingen. Singen tut mit gut, man ist happy dabei.

Mir geht’s gut. Ich bin zufrieden mit meinem Leben. Ich war immer zufrieden damit. Einmal vor langer Zeit, hatte ich eine Depression, als es Probleme gab mit meiner damaligen Chefin. Ich arbeitete in einer Kantine und meine Vorgesetzte mochte mich nicht. Das ist lange her, und seither verläuft mein Leben angenehm. Ich arbeite für einen Mittagstisch Kinder Küche, rüste und putze, und manchmal spiele ich auch mit den Kindern. Es ist stressig, das finde ich gut. Ich mag es, wenn etwas läuft und man nicht rumstehen muss.

Ob ich Träume habe? Ich wüsste nicht, welche. Ich schaue von Tag zu Tag und nehme alles, wie es kommt. Ich bin Optimistin. Das ist ja auch nichts Schlimmes, oder?

Aufgewachsen bin ich in Münchensteine einem Vorort von Basel. Jetzt wohne ich mit meiner Mutter und Schwester in einem grossen Haus am Rand von Aesch. Meine Schwester war früher verheiratet, nach ihrer Scheidung hatten wir die Idee, gemeinsam zu eben, sie, ich, unsere Mutter, dazu Hunde, Katzen und Meerschweinchen, von jedem zwei, also haben wir zusammengelegt und ein Haus gekauft. Mir gefällt das sehr. Ich kann machen, was ich will, niemand schickt mich ins Bett, egal ob es Mitternacht ist oder zwei Uhr morgens. Ich habe immer etwas zu tun, im Garten kümmere ich nicht um das Unkraut oder streiche einen Zaun. Ich will nicht in einem Block wohnen, schon gar nicht allein. Ich weiss ja nicht, wie lange das noch geht, ob meine Schwester auswandert eines Tages, oder ob meiner Mutter etwas zustösst, sie ist ja schon alt. Aber ich mach mir keine Sorgen deswegen, wir werden sehen, was passiert.

Es ist nicht immer einfach, wir haben schon unsere Auseinandersetzungen. Ich streite nicht gerne, aber in unserer Familie sagen alle gerade heraus, was sie denken. Manchmal explodiert es, doch dann ist es wieder gut. Es braucht viel, bis ich laut werde, wütend werde ich eigentlich nur, wenn mich jemand mit dem, was er sagt, verletzt.

Tiere mochte ich schon immer. Und kleine Kinder. Früher wollte ich eigene Kinder haben, jetzt bin 52 Jahre alt und es ist sehr okay, keine zu haben. Ich hab oft ein bisschen Geld damit verdient, auf die Kinder von anderen aufzupassen. Abends war ich dann ganz froh, dass ich für mich sein konnte. Tiere sind unkomplizierter, ich liebe sie alle, na ja: alle ausser Schlangen. Wir hatten von klein an immer Tiere um uns. Vor den Ferien mussten wir unsere Hündin Sinti einschläfern lassen. Es stand sehr schlimm um sie, sie konnte kaum atmen. Wir haben den Tierarzt bestellt, der hat sie bei uns im Haus eingeschläfert. Ich habe sie in den Armen gehalten, bis sie eingeschlafen ist. Als sie tot war, hat er sie in einen schwarzen Plastiksack gesteckt, dann fuhr ein schwarzes Auto vor und er hat den Sack mit der toten Sinti ins Auto getan. Das habe ich so brutal gefunden. Erhalt zwar mitgenommen, aber sie ist immer noch in meinem Herzen.

Mein Vater ist vor 20 Jahren gestorben, er war in der Politikbei den Sozialdemokraten. Als er noch lebte, sind wir viel herumgereist. Die Politik interessiert mich nicht, aber ich reise gerne. Das ist heute nich mehr so einfach wegen den Hunden. Es fällt mir schwer, sie zuhause zu lassen. Meine Mutter ist auch nicht mehr die jüngst und die Hunde sind sehr lebhaft. Ich will wieder nach Griechenland ins Haus von Doris, unserer besten Freundin, die auch im Subprise-Chor mitsingt. Vielleicht fahren wir im Frühling hin. Mit dem Auto, meine Schwester fährt. Dann können die Hunde auch mitkommen und die Doris. Letztes Mal war es wunderschön. Wir haben im Meer gebadet, haben Filme geschaut und viel geredet. Oft kam Besuch vorbei. Und einmal haben wir unter freiem Himmel übernachtet.

So ist mein Leben. Ziemlich gut, oder?»

AUFGEZEICHNET VON RENATO BECK