Stadtführer

Nicolas Gabriel

Nicolas Gabriel (geb. 1964) wird als Kind oft entwurzelt, lebt erst in Frankreich, dann in Deutschland und schliesslich in der Schweiz, muss immer wieder alles zurücklassen. Er erlebt massive Ausgrenzung, zudem ist die Mutter psychisch krank und der Vater oft abwesend – Nicolas Gabriel wird immer stiller, er leidet im Verborgenen.

Trotzdem beginnt er ein Studium der Rechtswissenschaften und findet mit Anfang 20 zum ersten Mal Anschluss in einer Clique. Aber während des Studiums wird er psychisch krank, verliert dadurch seine Arbeitsstellen und die sozialen Kontakte sowie seine Beziehung zerbrechen.

Psychiatrische Kliniken und Psychopharmaka sind für ihn keine Option, er entscheidet sich in langsamen Schritten und aus eigener Kraft, sich seiner Krankheit zu stellen. Er heiratet und zieht in eine andere Stadt, doch auch diese Beziehung verläuft nicht problemlos: Er sieht keine Perspektiven mehr und flieht zurück nach Zürich – ohne Geld, ohne Job und ohne Obdach.

Das Leben auf der Strasse ist kräfteraubend. Und doch hat er Rettungsanker: Seine Abende etwa verbringt er in einem Pflegeheim und besucht betagte Menschen. Schliesslich findet er mit sorgfältiger Begleitung einer Institution wieder den gesellschaftlichen Anschluss. Er bekommt ein Zimmer in einem Wohnheim – das erste Mal seit 16 Jahren kann er eine Türe hinter sich zu ziehen.

Durch die einkehrende Ruhe in seinem Alltag kann er seinen Fokus wieder vermehrt auf die Aussenwelt legen und beginnt die Ausbildung zum Surprise Stadtführer, welche er 2024 erfolgreich abschliesst. Mit seinen Touren möchte er in erster Linie Brücken bauen: Das Schönste für ihn ist die Begegnung von Mensch zu Mensch.