Flucht: Unterwegs

Noch nie waren so viele Menschen auf der Flucht wie heute – die wenigsten kommen nach Europa.

31.03.2023Text: Klaus Petrus

Seit Menschengedenken wandern wir, von Kontinent zu Kontinent, von Region zu Region, von Land zu Land – und immer überwinden wir dabei Grenzen, ob natürliche, kulturelle oder staatliche. Doch noch nie waren weltweit so viele Menschen zugleich auf der Flucht wie heute. Nach Angaben des UNHCR wurden allein 2022 über 100 Millionen Opfer gewaltsamer Vertreibungen; nicht eingerechnet sind Menschen, die von extremer Armut betroffen sind oder vom Klimawandel. 42 Prozent der Geflüchteten sind Kinder. Zu den vier Ländern, die 2021 am meisten Geflüchtete aufgenommen haben, gehören die Türkei, Uganda, Pakistan und der Sudan.

Westliche und zentrale Mittelmeerroute

Seit Anfang 2022 haben 125 000 Migrant*innen das Mittelmeer in Richtung Europa überquert, mehr als 17 00 Personen sind dabei ums Leben gekommen oder werden seither vermisst. Seit 2014 sind 25 817 Geflüchtete im Mittelmeer ertrunken (Stand Februar 2023).

Östliche Mittelmeerroute / Griechische Inseln

2022 wurden in Griechenland fast 19 000 Ankünfte von Migrant*innen via Türkei dokumentiert, seit 2014 sind fast 1,3 Millionen Geflüchtete auf den griechischen Inseln angekommen (Stand Februar 2023). Bei den auf dem Seeweg Ankommenden stam- men rund 18 Prozent aus den palästinensischen Gebieten und 16 Prozent aus Syrien. Zudem sind seit Februar 2022 Tausende Ukrainer*innen in Griechenland angekommen, viele von ihnen haben griechische Wurzeln.

Balkanroute

Über die westliche Balkanroute sind bis September 2022 fast dreimal so viele Menschen in die EU geflüchtet als noch im Vorjahr. Insgesamt wurden 86 000 Grenzübertritte registriert. Das sind zehn Mal so viele wie 2019. Gleichzeitig liegt die Zahl der Geflüchteten noch immer weit unter dem Niveau von 2015: Damals kamen mehr als 750 000 Menschen über die Balkanroute in die EU.

Ukraine

Eine Fluchtbewegung innerhalb von Europa wie seit Jahrzehnten nicht mehr: 8 Millionen Menschen mussten seit Februar 2022 aus der Ukraine fliehen (Stand Februar 2023). Bei den Geflüchteten handelt es sich in der Mehrzahl um Frauen und Kinder, da Männer zwischen 18 und 60 Jahren das Land nicht verlassen dürfen (Ausnahmen gibt es z.B. für Väter von drei und mehr Kindern). Die ins Ausland Flüchtenden passieren zumeist die Grenze zu den westlichen Nachbarländern wie Polen, Ungarn, Rumänien oder Moldau.

Fast 40 Prozent der Schweizer Bevölkerung

haben Migrationshintergrund, die meisten stammen aus benachbarten Ländern wie Deutschland oder Italien. Darüber hinaus suchen infolge von Kriegen und Katastrophen immer mehr Menschen aus anderen Kontinenten Zuflucht in der Schweiz. So wurde die Schweiz nach 2015 zunehmend zu einem Transitland für Geflüchtete, was zu verschärften Kontrollen an den Grenzen führte. Zwischen 2015 und 2019 wurden rund 600 000 Einwander*innen registriert; während Corona nahm die Zahl erheblich ab. Seit Beginn des russischen Angriffskrieges sind 78 313 Ukrainer*innen in die Schweiz geflüchtet (Stand Februar 2023).

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