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Neue Stadtführung in Bern
Kathys Kampf zurück ins Leben

Der neue Soziale Stadtrundgang in Bern thematisiert ein Tabuthema: psychisch, körperlich und sexuell erlebte Gewalt in der Kindheit. Stadtführerin Kathy Messerli erzählt auf ihrer Tour durch das Monbijou-Quartier aus eigener Erfahrung, wie Traumata und Armut zusammenhängen.

Der neue Soziale Stadtrundgang des Vereins Surprise in Bern zeigt aus der Sicht einer Betroffenen auf, wie das Leben nach traumatisierenden Erlebnissen in eine Abwärtsspirale geraten kann. Die heute 40-jährige Surprise-Stadtführerin Kathy Messerli wuchs in guten Verhältnissen auf: Einfamilienhaus, Haustiere, Familienferien am Meer, guten Schulnoten und erfüllende Hobbies. Doch als Neunjährige erfährt sie Gewalt und sexuellen Missbrauch. Als kurz darauf auch noch eine wichtige Bezugsperson stirbt, bricht ihr ganzes Leben zusammen. Mit elf Jahren beginnt sie, sich selbst zu verletzen. Mit 20 wird eine Borderline-Persönlichkeitsstörung diagnostiziert. Ein paar Jahre später wird sie IV-Rentnerin und landet in der Armut. Als sie einen weiteren sexuellen Übergriff erlebt, verliert sie endgültig den Boden unter den Füssen und unternimmt einen Suizidversuch. Der Erholungsprozess ist schleppend und geprägt von Einweisungen in Psychiatrien, Berufsabbrüchen, chronischen Schmerzen und Drogenkonsum. 

Während der zweistündigen Tour durch das Monbijou-Quartier führt Kathy das Publikum durch die verschiedenen Stationen ihres Lebens. Sie zeigt auf, welche Institutionen sie auf ihrem holprigen Weg begleitet haben, auf welche Hilfsangebote sie noch heute angewiesen ist und wie sie ihren Alltag mit ihrem Hund und ihren zwei Katzen gestaltet.

Der Verein Surprise hat Kathy Messerli professionell begleitet und in Zusammenarbeit mit diversen Fachpersonen zur Stadtführerin ausgebildet – die erste Ausbildung, die sie in ihrem Leben abschliessen konnte. Kathy setzte sich so intensiv mit ihrem eigenen Leben auseinander, entstanden ist dabei eine 80-seitige Biographie. Für Graziella Cisternino, Angebotsleiterin Soziale Stadtrundgänge Bern, war die Zusammenarbeit mit Kathy eine grosse Bereicherung: «Ihr Engagement und ihr Mut, persönliche und schwierige Themen zur Sensibilisierung der Gesellschaft anzusprechen, ist beeindruckend.» Auf dem jüngsten Sozialen Stadtrundgang des Vereins werden diverse soziale Institutionen vorgestellt und zum Teil auch besucht – etwa die Stiftung Berner Gesundheit, das Offene Haus La Prairie, die Beratungsstelle Opferhilfe Bern, die Stiftung Lantana, die Gassentierärztin der Kirchlichen Gassenarbeit Bern und die Interventionsgruppe Pinto. 


Buchen Sie hier den neuen Sozialen Stadtrundgang «Gewalt, psychische Erkrankung und Armut»