Strassenfussball
Mehr Frauen, mehr Teams, mehr Sichtbarkeit
2024 war ein historisches Jahr für den Surprise Strassenfussball: Zum ersten Mal überhaupt waren wir – und damit die Schweiz – mit einem Frauen- und einem Männer-Nationalteam am Homeless World Cup (HWC) vertreten. In der Liga konnten wir die höchste Anzahl an teilnehmenden Teams und Spieler*innen verzeichnen, und wird durften in vielen Medienberichten und durch Kooperationen eine grosse Präsenz in der Öffentlichkeit einnehmen. Dabei geht es aber nicht um unsere Eitelkeit, sondern darum, auf diesem Weg die Gesellschaft für die Situation von armutsbetroffenen und sozial ausgegrenzten Menschen zu sensibilisieren und auch neue Spieler*innen für das Angebot zu gewinnen. Somit konnten wir im letzten Jahr nahtlos an das bereits sehr erfolgreiche 2023 anschliessen.

Fussball – nur ein Männersport?
Wie im Profibereich sind auch im Surprise Strassenfussball die Männer zwar noch in der Überzahl, die Frauen aber stark auf dem Vormarsch. Daran arbeiten wir seit mehreren Jahren aktiv. Denn da bei uns die sportliche Leistung noch weniger im Zentrum steht als im Freizeitsport, kann die positive Wirkung des Strassensports unabhängig vom Geschlecht erlebt werden. Deshalb veranstalteten wir auch 2024 wieder spezielle Trainings, Spiele und soziale Anlässe, um für interessierte Frauen den Zugang zum stereotyp männlichen Sport zu vereinfachen.
Als neuesten Erfolg konnten wir im letzten Jahr erstmals an allen Ligaturnieren eine beliebte Frauenkategorie austragen, und sechs Spielerinnen des offenen Frauenfussball-Treffs in Basel nahmen an einem internationalen Turnier in Grenoble (F) teil. Der Höhepunkt war aber zweifellos, dass zum ersten Mal überhaupt ein Frauennationalteam von Surprise am Homeless World Cup teilnahm. Nach den Sichtungstagen im Frühling, intensiven Trainingswochenenden und einem Trainingslager erkämpfte sich die Frauen-Nati Ende September in Seoul mit sieben Siegen in dreizehn Spielen die Bronzemedaille in ihrer Stärkeklasse und konnte vor allem zahllose einmalige Erinnerungen sammeln.

Unsere starke Frauennati in Seoul (Südkorea)
8,816 km weit weg und zu Hause
Das internationale Turnier des Homeless World Cup war nicht nur für das Frauenteam, sondern für alle sechzehn Spieler*innen und ihre Coaches das Highlight des Jahres. Im weit entfernten Südkorea kämpften die Teams gegen Nationen aus allen Kontinenten, knüpften neue Kontakte und repräsentierten die Schweiz mit Stolz – ein einzigartiges Erlebnis auf und neben dem Platz.

Voller Einsatz am Turnier in Basel
Aber auch unsere heimischen Strassenfussball-Anlässe mussten sich letztes Jahr keinesfalls verstecken: An den drei Ligaturnieren in Zürich, Olten und Basel und dem inzwischen traditionellen Benefizturnier in unserer eigenen Halle in Dornach nahmen insgesamt rund dreissig Teams mit 250 Spieler*innen teil.
Anerkennung und Aufklärung
Die mediale Berichterstattung im letzten Jahr dürfen wir ebenfalls als Höhepunkt bezeichnen: Knapp dreissig Mal hat die Presse über den Surprise Strassenfussball berichtet – unter anderem hat das SRF einen eigenen Dokumentarfilm über das Züricher Surprise-Team veröffentlicht. Unsere Posts auf Social Media erfreuten sich grosser Beliebtheit, und auch bei diversen Kooperationen stand der Strassenfussball in der Öffentlichkeit.
Dass dadurch unser Verein sichtbarer wird, freut uns natürlich. Viel wichtiger ist aber, dass das positive Erlebnis, in einer Zeitung oder einem Video zu sehen zu sein, das Selbstvertrauen der Spieler*innen stärkt und ihnen Wertschätzung für ihren Einsatz entgegenbringt. Zudem trägt die mediale Präsenz des Strassenfussballs die Schicksale und prekären Lebenssituationen der Spieler*innen in die Öffentlichkeit und stärkt damit das Bewusstsein für Armut und soziale Ausgrenzung in der Schweiz.

Unter anderem als Botschafterinnen der «UEFA Women's EURO 2025» durften wir öffentliche Aufmerksamkeit geniessen
Vielversprechender Ausblick
Es scheint schwer möglich, die Reichweite und Wirkung des Strassenfussballs nach zwei so starken Jahren nochmals zu steigern. Genau das ist aber unser Plan für 2025: Insbesondere mit der Women’s Streetfootball EURO 2025 konnten wir ein zusätzliches vielversprechendes Projekt – sozusagen die «Strassenversion» der UEFA Women’s EURO 2025 – lancieren. Wie sich unter anderem in einer Kooperation mit der Host City Basel zeigt, stehen die Chancen sehr gut, dass der Anlass ein voller Erfolg wird.
Und natürlich werden wir auch die etablierten Angebote des Ligabetriebs und des Nationalteams weiterführen und ausbauen. In Basel wird neu ein offener Treff für gemischte Gruppen angeboten, in Zürich soll zeitnah ein offener Frauenfussball-Treff lanciert werden. Das Liga-Netzwerk wird vergrössert und um zwei Turniere und ein öffentliches Training für Frauen in Basel, Bern und Zürich erweitert. Und natürlich sind wir auch wieder am Homeless World Cup dabei, der dieses Jahr Ende August in Oslo stattfindet.
Wir freuen uns auf eine weitere intensive, lehrreiche und wirksame Saison!
Zahlen und Fakten
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Dreissig Teams und rund 250 Spieler*innen nahmen an den Ligaturnieren teil – so viele wie noch nie.
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Mit sechzehn Spieler*innen konnten wir an den HWC reisen. Auch das ist ein Rekord!
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Drei internationale Turniere durften wir bestreiten: neben dem HWC auch ein Frauenturnier in Grenoble, und in Freiburg nahmen wir als Gastteam an der Deutschen Meisterschaft teil.