Koordination Strassenverkauf & Soziale Arbeit
Der Heftverkauf im Fokus
2024 war für unsere «Koordination Strassenverkauf und Soziale Arbeit» (KoSA) ein herausforderndes Jahr. Neben dem regen Vertriebsalltag und der intensiven Sozialbegleitung für 542 Verkäufer*innen musste sie nach neuen Wegen suchen, um den rückläufigen Absatz des Hefts zu stoppen, eine Trendumkehr herbeizuführen und Falschverkäufe zu unterbinden. Dank einer guten Kommunikation und Zusammenarbeit im Team konnten diese Aufgaben trotz eines personellen Engpasses in Basel aber gut bewältigt und sogar einige besondere Höhepunkte erreicht werden.

Anspruchsvolle Beziehungsarbeit
Leider ist es in den letzten Jahren immer wieder vorgekommen, dass Personen – meist ohne Verkaufspass – die Regeln missachtet haben, die beim «Surprise»-Verkauf gelten: Etwa indem sie Passant*innen zum Kauf drängten oder das Rückgeld einbehalten wollten. Diese Falschverkäufe schaden vor allem den regulären Verkäufer*innen, da ihnen vermehrt Misstrauen entgegengebracht wird und sie weniger Hefte verkaufen können. Unsere KoSA-Mitarbeiter*innen haben deshalb im vergangenen Jahr intensiv daran gearbeitet, diese unzulässigen Verkäufe zu unterbinden.
Die Zusammenarbeit mit ordentlichen Verkäufer*innen hat sich dabei spürbar verbessert. Ein Grund dafür war, dass wir mit einem neuen, eigenen Büro in Aarau und verschiedenen Verkaufsschulungen und Anlässen den Austausch vertiefen konnten. Durch die engere Anbindung konnten wir die Menschen hinter den Zeitungen für den Verkauf stärken und dafür sorgen, dass sie sich in ihrer Tätigkeit auch wohl und sicher fühlen – und dadurch die Fluktuation bei den Verkäufer*innen verringern.

In Basel und Zürich unterstützen uns Zivildienstleistende im Vertrieb, so dass unsere Sozialarbeiter*innen mehr Zeit für die Beratung und Begleitung von Verkäufer*innen haben.
Nachhaltig helfen
Diese engere Anbindung bedeutete auch, dass die sozialarbeiterische Beratung und Begleitung erneut sehr gefragt war: 2’212 Arbeitsstunden haben wir 2024 dafür aufgewendet – das sind fast gleich viele wie 2023 (2’147) und damit erneut deutlich mehr als im langjährigen Durchschnitt. Die Schwerpunkte dieser Arbeit waren ebenfalls ähnlich wie Vorjahr, mit einem Fokus auf die Begleitung bei medizinischen Angelegenheiten, viel Übersetzungsarbeit insbesondere bei Briefpost und Administration sowie die Unterstützung für Steuererklärungen und Prämienverbilligungsanträge.
Dass diese Unterstützung wichtig ist und wirkt, zeigte sich unter anderem darin, dass mithilfe unseres Engagements mehrere Familiennachzüge gelungen sind, Jobs vermittelt werden konnten und die gesellschaftliche Integration gefördert wurde.
Stabilisierung des Heftverkaufs
Ein weiteres wichtiges Thema war im letzten Jahr bei den KoSAs, dass sich die Verkaufszahlen des Hefts zwar nach der COVID-Pandemie normalisiert hatten, seitdem aber jedes Jahr leicht rückläufig sind. Anfang Jahr führten wir darum eine Befragung durch, um die Ursachen zu finden. Dabei stellten wir fest, dass verschiedene Faktoren zusammenspielen: Einerseits haben die Menschen durch den sinkenden Reallohn immer weniger Geld im Portemonnaie und müssen sich genau überlegen, wofür sie es ausgeben – sie können sich das «Surprise» nicht mehr oder nicht mehr so oft leisten. Andererseits spielen gesellschaftliche Entwicklungen wie der Trend zum bargeldlosen Bezahlen und vermutlich das zunehmend digitale Leseverhalten ebenfalls eine Rolle. Um den Heftverkauf und damit das etablierte Modell zur ganzheitlichen Unterstützung unserer Verkäufer*innen zu stabilisieren, hatten wir bereits in den Vorjahren verschiedene Massnahmen ergriffen. Diese hat die KoSA 2024 ausgeweitet und gemeinsam mit der Redaktion und dem Marketing zusätzliche Wege gesucht, um den Absatz anzukurbeln. Dadurch konnten wir beispielsweise eine bessere Auslastung der Standplätze erreichen und bewirken, dass das Heft mittlerweile bei rund 60 % der Verkäufer*innen mit TWINT bezahlt werden kann. Die Redaktion bringt mit neuen Formaten immer wieder wichtige und spannende Themen ins Heft. Weitere Massnahmen, die etwa für mehr Präsenz in der Öffentlichkeit sorgen, sowie die langfristige Entwicklung des Verkaufsmodells wurden vorbereitet; ab 2025 werden diese Vorhaben Schritt für Schritt umgesetzt.

Yosief Asmerom ist schon lange Teil der KoSA Zürich und übernimmt künftig noch mehr Verantwortung
Zürcher Kulturjahr
Bei den Verkäufer*innen in Zürich standen im vergangenen Jahr viele soziokulturelle Anlässe und Projekte auf der Agenda. Besonders erfreulich war beispielsweise, dass während einer Pilotphase so viele von ihnen grosse Freude am gemeinsamen Singen entwickelt hatten, dass es als regelmässiger Anlass eingeführt wurde – genau wie ein Mittagstisch mit anschliessendem Spielnachmittag. Ebenfalls zu unserer grossen Freude konnte sich unser langjähriger Verkäufer und Chancen-Arbeitsplatz-Mitarbeiter Yosief Asmerom mit wertvollen Praxistipps immer mehr in die Verkaufsschulungen einbringen. Deshalb wird er ab 2025 auch deren Organisation übernehmen.

Alles bereit für das Verkäufer*innen-Fest in Bern
Menschlichkeit in Bern
Sozialarbeiterisch hat sich die KoSA Bern im vergangenen Jahr besonders engagiert, um die Verkäufer*innen bei der Jobsuche und der Familienzusammenführung zu unterstützen – und das sehr erfolgreich: Vier Stellenantritte und drei Familiennachzüge sind dank des Einsatzes von Surprise gelungen. Auf dem Landsitz Brünnen bei Bern traten die Alltagssorgen von vierzig Erwachsenen und Kindern aus unterschiedlichsten Nationen am traditionellen Sommerfest für einmal in den Hintergrund. Zwei Familien gelang es, durch den Heftverkauf genug Geld für eine Ferienreise zu sparen, wir konnten sie dann auch bei der Planung unterstützen: Ein besonders schönes Beispiel für die Wirksamkeit von Surprise.

Kühl, aber wunderbar war der Besucht im Europapark Rust
Teamwandel in Basel und Aarau
Bei der KoSA Basel nahm ein organisatorisches Thema 2024 viel Energie in Anspruch: Lea Bugmann, die im Februar die Co-Leitung der KoSA angetreten hatte, verliess uns im Sommer bereits wieder. So mussten wir nach einem halben Jahr erneut eine Mitarbeiterin für diese anspruchsvolle Stelle finden – seit November 2024 erfüllt Anina Büchenbacher die Funktion mit viel Freude und Fachwissen. Sie bildet auch die Schnittstelle zu unserem Büro in Aarau, das im vergangenen Jahr weiter an Bedeutung gewonnen hat. Sowohl intern, weil es administrativ und buchhalterisch erstmals als eigenes Büro organisiert war, vor allem aber bezüglich Heftverkauf, mit dem in Aarau sehr viele Menschen beginnen konnten. Als Highlight für beide Regionalstellen organisierte die KoSA Basel zum Jahresende einen grossartigen Ausflug für die Verkäufer*innen in den Europapark Rust.
Zahlen und Fakten
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88 neue Verkäufer*innen durften wir 2024 begrüssen: 26 in Aarau, 31 in Bern, achtzehn in Zürich und dreizehn in Basel.
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46 % betrug der Frauenanteil bei den Verkäufer*innen im letzten Jahr – damit war er so hoch wie noch nie.
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Zwei unserer vier KoSA-Büros sind anerkannte Einsatzbetriebe für Zivildienstleistende. Wie fast immer hatten wir auch im 2024 viele wunderbare Zivis in Basel und Zürich, die uns tatkräftig unterstützten – und dadurch ihrerseits Einblicke in das Leben und die Herausforderungen von sozial ausgegrenzten und armutsbetroffenen Personen erhalten haben.