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Vertrieb und Beratung

Ein Kraftakt auf Distanz

Der Lockdown, die Beratung mit Abstand, die zunehmende Not der Armutsbetroffenen, der Verkauf unter Auflagen und die Kurzarbeit haben den Vertrieben 2020 viel abverlangt. Doch der Aufwand hat sich gelohnt: finanziell und in persönlichen Anliegen konnten wir die Verkäufer*innen gut unterstützen. Und: die Verkäufe gingen nicht substantiell zurück.

Die Surprise-Verkäufer*innen erwirtschafteten 2020 ein Einkommen von rund 1.4 Millionen Franken (Foto: KEYSTONE/Christian Beutler).

An das Jahr 2020 werden sich unsere Sozialarbeiter*innen, Chancenplatz-Mitarbeiter*innen und Zivildienstleistenden noch lange erinnern: am 17. März wurden aufgrund der Pandemie alle drei Regionalstellen komplett geschlossen und die halbe Vertriebs- und Beratungsbelegschaft auf Kurzarbeit gesetzt. Der Lockdown war ein grosser Schock für alle Verkäufer*innen: viele sind finanziell vom Strassenverkauf abhängig, gesundheitlich vulnerabel und bereits in «normalen Zeiten» sozial benachteiligt. Personell reduziert gaben die Sozialarbeitenden alles, um sie emotional und finanziell zu unterstützen und zu beraten – auf Distanz per Telefon und Whatsapp-Gruppen. Die vom Marketing, Fundraising & Kommunikation und der Geschäftsleitung aufgegleiste Spendenkampagne resultierte in vollumfänglichen Lohnersatzzahlungen für Verkäufer*innen, die keine staatliche Unterstützung beziehen, sowie in einem Notfalltopf für finanzielle Soforthilfe. Beide Gefässe werden bis heute (Stand Juli 2021) rege genutzt. Diese Zahlungen waren für alle Beteiligten ein immenser administrativer Kraftakt.

Mit einem Umhefter warb das Surprise Nr. 476 um ungeteilte Aufmerksamkeit.

Bevor am 29. Mai der Strassenverkauf wieder aufgenommen werden konnte, musste ein umfassendes Schutzkonzept entwickelt werden. Dieses zog massive Einschränkungen nach sich: die Tür-und-Angel-Beratungen fielen weg und wurden nun telefonisch oder auf Termin durchgeführt. Sämtliche Schulungen, Ausflüge und kulturellen Anlässe wurden eingestellt und die Vertriebe konnten nicht mehr als Begegnungszentren fungieren. Und das Team musste sich aufteilen, damit nie alle gleichzeitig arbeiteten. Trotzdem war die Wiederaufnahme des Heftverkaufs der Höhepunkt des Jahres. Das erste Heft nach dem Lockdown war innert wenigen Tagen ausverkauft und die Freude bei den Verkäufer*innen riesig. Wider Erwarten liefen die Heftverkäufe bis im Dezember sehr gut, etwa vergleichbar mit dem Vorjahr.

Vermehrt Notsituationen

Im Verlaufe des Jahres häuften sich die Notsituationen der Verkäufer*innen, die bei ihren anderen Arbeitgeber*innen, v.a. im Gastgewerbe, auf Kurzarbeit gesetzt wurden. Viele kamen erst dann zu uns, als ihr Erspartes aufgebraucht war und die Rechnungen liegen blieben. Die Soziale Arbeit, vor allem in den Bereichen Finanzen und persönliche Situation, nahm massiv zu. Dies auch, weil viele andere soziale Institutionen ihre Dienstleistungen nicht im gewohnten Rahmen anbieten konnten. 2020 hat uns deshalb noch näher an unsere Verkäufer*innen gebracht – dies trotz der physischen Distanz.

Personelle Wechsel

In Basel hat Chancenarbeitsplatz-Mitarbeiter Tareq Islami im Januar die Ausbildung zum Migrationsfachmann begonnen. Im November übernahm Marco Gioco die Stelle des langjährigen Co-Leiter Vertrieb & Beratung Thomas Ebinger. In Zürich mussten wir unseren Zivildienstleistenden während des Lockdowns frühzeitig gehen lassen und eine neue Person einarbeiten – eine grosse Herausforderung. In Bern wurde während des Lockdowns ein Verkäufer auf Stundenlohnbasis temporär angestellt, da zwei Mitarbeiter aus gesundheitlichen Gründen nur im Homeoffice arbeiten konnten. Erfreulich ist, dass das Strassenmagazin seit Sommer 2020 auch in Solothurn wieder regelmässig verkauft werden kann.

Zahlen und Fakten

Zahlen und Fakten

  • Trotz Lockdown und leeren Strassen wurden 2020 441’223 Hefte Verkauft – das sind nur 15 Prozent weniger als im Rekordjahr 2019.
  • 441 Verkäufer*innen erwirtschafteten ein Einkommen von rund 1.4 Millionen Franken – zusätzlich wurden rund 270’000 Franken Lohnersatz von Surprise ausbezahlt.
  • Alleine in der Regionalstelle Basel hat sich die Zahl an Beratungsstunden von 257 Stunden (2019) auf 501 Stunden fast verdoppelt.
  • In der Regionalstelle Bern sind trotz Pandemie 18 neue Verkaufende dazugekommen.