#580 Abhauen
Im letzten Heft haben wir durchgeatmet. Jetzt hauen wir ab. Das kann heissen: einfach verschwinden. Oder sich aus etwas befreien. Mutig sein. Es kann aber auch heissen: unter Druck stehen. Abhauen müssen, um sich zu retten. Um zu überleben.
Dies und noch viel mehr spielen die Autor*in- nen durch, die wir für diese Ausgabe nach ihren Geschichten gefragt haben. Und so geht es bei Sebastian Steffen ums Eingeengtsein im Paarhaushalt (ein Beziehungsgeknorze ist das, in dem sich zwei aneinander, aber ebenso an den klassischen Mann-Frau-Rollen reiben).
Bei Alice Grünfelder geht es ums Abhauen aus Verhältnissen, die einen erdrücken, und bei Ingo Petz um ein Lebensgefühl, das wir vielleicht alle irgendwie kennen, dem der Autor in seinem Leben aber offensichtlich immer konsequent nachgegangen ist.
Dann, zweimal Abhauen aus seinem Leben.
Bei Dmitrij Gawrisch stossen wir auf eine fast schon Max Frisch’sche Flucht vor der eigenen Identität, bei Nelio Biedermann wird es existenzialistisch: Und die Frage steht im Raum (am Strand, bei den Möwen), wer mehr Recht dazu hat, sich davonzustehlen – der ungestüme Junge oder der angeschlagene Alte.
Bei Milena Moser geht es ums Ausbrechen aus der Mutterrolle und einem pfannenfertigen Leben. Und bei Yael Inokai um zwei, die abgehauen sind und die die Vergangenheit doch nicht loslässt.
Illustriert wurde alles von Nando von Arb, der letztes Jahr die Graphic Novel «Fürchten lernen» herausgebracht hat. Und ja, auch vor der Furcht sollte man einfach so abhauen können.
Wir bedanken uns herzlich bei Sebastian Steffen, Nelio Biedermann, Ingo Petz, Yael Inokai, Alice Grünfelder,
Milena Moser und Dmitrij Gawrisch für die Texte und die schöne Zusammenarbeit.