Strassenmagazin

#588 «Ich habe keine Angst»

Als Donald Trump Anfang November die Wahl zum US-Präsidenten gewann, kündigte er
als Erstes an, die Sache mit der Migration aus Mexiko ein für allemal zu klären. Derweil kam aus Polen die Nachricht, man werde nach Bedarf das Asylrecht aussetzen; Italien lagert Asylverfahren nach Albanien aus und Finnland weist an der russischen Grenze Asylsuchende ab.

Und die Schweiz? Nicht nur die rechten, auch die liberalen und bürgerlichen Parteien wähnen unser Land in einer «Asylkrise», die es mit Vorstössen abzuwenden gilt, welche alle der Abschottung dienen. Wieder einmal ist von einem «Flüchtlingsstrom» die Rede, der die EU-Länder und die Schweiz zu fluten droht.

Das mag für viele übertrieben klingen – aber nicht für jene, die vom Ton wie von den Konsequenzen solcher Diskussion direkt betroffen sind.

Zu ihnen gehört Kewanit Layne, Tochter einer eritreischen Surprise-Verkäuferin. Sie sagt: «Die aufgeheizte Stimmung gegen Geflüchtete macht mir Angst. Wie fühlen Sie sich?» Diese Frage richtet die 20-Jährige an uns alle, im Speziellen aber an Beat Jans, den Kewanit Layne im Bundeshaus getroffen hat. Der SP-Bundes- rat Jans wird wegen seiner Migrationspolitik heftig kritisiert. Im Gespräch redet er von konkreten politischen Lösungen, doch bald entwickelt es sich zu einem eher ungewöhnlichen Interview: Kewanit Layne spricht mit dem Bundesrat über die Macht der Vorurteile, sie will wissen, was sie als Einzelne, aber auch, was die Gesellschaft als Ganzes dagegen

tun kann, wie viel Glaubwürdigkeit in der Politik zählt, welche Werte für Jans gelten und wie lange es dauern wird, bis jemand wie sie, ein Mensch mit Fluchterfahrung, in den Bundesrat gewählt wird. Die Antworten darauf lesen Sie ab Seite 8.