Die Unsichtbaren: Kinderbetreuung massgeschneidert
Gewerkschaftssekretärin Martina Flühmann vom VPOD erreicht Nannys nur vereinzelt.
«Mit schwierigen Situationen konfrontiert»
Was fast alle verbindet: Es sind Frauen. Ansonsten sind die Geschichten und Lebenssituationen sehr verschieden. Sie sind jung, älter, Schweizerinnen, Migrantinnen oder Sans-Papiers. Einige verfügen über sehr spezialisierte Ausbildungen in der Kinderbetreuung, andere wiederum über keine berufsbezogene Qualifikation.
Die Probleme sind vielfältig wie: In welchem Umfang dürfen Überstunden angeordnet werden und wie werden diese abgegolten? Wie werden kurzfristige Absagen angerechnet? Oder wie grenzt man den Arbeitsbereich ein? Es gibt selten einen Stellenbeschrieb. Das kann dazu führen, dass Nannys neben der Kinderbetreuung auch viele Hausarbeiten übernehmen. Auch die berufliche Vorsorge ist oft Thema. Viele Nannys arbeiten tiefprozentig in unterschiedlichen Privathaushalten und die einzelnen Auftraggeber*innen sind je nach Höhe des Lohns nicht beitragspflichtig. Die Gefahr der Altersarmut ist so gross.
Grundsätzlich können sie sich arbeitsrechtlich als auch kollektiv wehren. Manchmal ist die Hemmschwelle hoch, da die Arbeitsverhältnisse oft auch sehr persönlich sind. In einigen Fällen hängt zudem die Aufenthaltsbewilligung vom Arbeitsverhältnis ab und bei den «Live-in-Nannys» sogar das Dach über dem Kopf. Da sie alle allein arbeiten, fühlen sie sich auch in schwierigen Situationen allein.
Es ist in diesem Beruf besonders schwierig, weil die Arbeiterinnen stark vereinzelt sind. Sie haben keine Kolleginnen vor Ort, mit denen sie sich austauschen könnten. Hinzu kommen Arbeitszeiten, die oft bis in den Abend hinein gehen und zusätzliche unbezahlte Care-Arbeiten zuhause. Da bleibt wenig Zeit für gewerkschaftliche Vernetzung. Es ist aber gerade der Austausch, der die gemeinsamen Probleme und Forderungen zutage fördert.