Strassenmagazin

#559 Entfesselt

Haben Sie einen Bullshit-Job? Die meisten von uns definieren sich über Arbeit, suchen in der Arbeit Anerkennung. Nun hat der inzwischen verstorbene Anthropologe David Graeber die durchaus provokative Behauptung aufgestellt, es gebe eine ganze Zeile gut bezahlter Jobs, die man gemeinhin als sinnvoll erachte, aber eigentlich völlig überflüssig seien – ja sogar für unsere Gesellschaft schädlich. Aber stimmt das wirklich – und von was genau hängt es eigentlich ab, dass man seine Arbeit als sinnvoll empfindet? Wir haben beim Sozialwissenschaftler Simon Walo nachgefragt.

Um eine andere Form der Anerkennung geht es Roland Walter, der mit Lähmungen zur Welt kam und heute als Performer im Rollstuhl auf der Bühne zu sehen ist. Am Anfang seiner Laufbahn stand oft die Behinderung im Zentrum der Inszenierungen. Dementsprechend waren die Reaktionen: Manche belächelten Roland Walter, nahmen ihn als Künstler nicht ernst, andere applaudierten ihm aus Mitleid. Inzwischen tritt sein Rollstuhl immer mehr in den Hintergrund, es geht in den Stücken um Momente des Glücks, um Trauer, Geborgenheit und Einsamkeit. Eine Reportage von Kristin Kasten (Text) und Kathrin Harms (Bilder) sowie ein Interview von Sara Winter Sayilir mit Paola Pitton über inklusives Theater.

Auch im Heft: ein Plädoyer von Klaus Petrus für den Blick aufs Normale in Zeiten von Krisen, Kriegen und Katastrophen, Yvonne Kunz über unsere komplizierte Beziehung zur EU, Urs Habegger über 4 Franken, die einen Unterschied machen, Moumouni über Aneignung, Diana Frei über ein neues Filmprojekt von Samir über Arbeitsmigrant*innen und Monika Bettschen über das Spielfilmdebüt «20 000 especies de abejas» der spanischen Regisseurin Estibaliz Urresola Solaguren.

Abgerundet wird das Heft von Stefan Pörtner, der auf seiner Tour de Suisse in Kehrsatz einen Halt einlegt, und einem Porträt des Surprise-Verkäufers Tinu Jost, aufgezeichnet von Isabel Mosimann und ins Bild gesetzt von Ruben Hollinger.

Viel Freude bei der Lektüre!